Abnehmen bei / mit Diabetes

Kategorie: Diät und Ernährung, Medizin, Magazin

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Abnehmen mit Diabetes

In den letzten Jahren wird die Ernährung bei Diabetes bzw. bei übergewichtigen Diabetikern kontrovers diskutiert.

Die DGE propagiert weiter eine kohlenhydratbetonte Ernährung, viele Fachgesellschaften aus den USA und mittlerweile auch in Deutschland fordern eine Korrektur hin zu eiweissreicher Ernährung. Auch der glykämische Index scheint eine Rolle zu spielen.

Folgende Punkte stehen zur Diskussion:

  1. Ist ein hoher Eiweissgehalt nicht schädlich für die Nieren, die bei einem Diabetiker mitunter in Ihrer Funktion eingeschränkt sein können?


    Antwort:
    Eiweiss schadet grundsätzlich nicht den Nieren, Abbauprodukte von Eiweiss können sich aber bei eingeschränkter Nierenfunktion anhäufen. Je nach übrig bleibender Filtrationsleistung der Nieren sollte der Eiweissgehalt der Nahrung in Rücksprache mit einem spezialisierten Arzt abgesprochen werden. Dabei gibt es auch hier unter der Ärzteschaft mitunter grössere Wissenslücken, so dass keinesfalls eine Nierenbeteiligung mit reduzierter Proteinzufuhr gleichgesetzt werden darf.

  2. Wenn eine dauerhaft proteinbetonte Ernährungsform eingehalten werden soll zum besseren  Schutz vor Übergewicht und Stoffwechselentgleisungen - wie kann ich einen höheren Eiweissgehalt der täglichen Ernährung so gestalten, dass sich die gerade tierisches Eiweiss begleitenden Stoffe wie Cholesterin, Fette und Harnsäure nicht anhäufen und so das gesamte Stoffwechselprofil nachteilig beeinflussen? In unseren Regionen wird von Nicht-Vegetariern ja schon jetzt meist mehr Eiweiss verzehrt als empfohlen wird.

    Anwort:
    1. Durch bewusste Wahl der Lebensmittel: mageres anstatt fettes Fleisch, Schinken anstatt Wurst, fettarme Wurst anstatt normale Wurst, mehr pflanzliches als tierisches Eiweiss z.B. in Form von Vollkornprodukten, Nüssen und Hülsenfrüchten (wie Linsen, Bohnen, (Kicher-)Erbsen, Sojabohnen), Molkenprodukte, bestimmte Käsesorten wir Harzer Käse, Sauermilchkäse. Im weiteren gehört auch die Zubereitungsform dazu - also das fettarme Braten oder die Verwendung von Quark anstatt Sahne in Soßen, das Weglassen von Haut beim Hühnchen,…
    2. Über eine Zufuhr von Proteinkonzentraten mehr oder weniger hochwertiges Eiweiss zu sich zu nehmen.

  3. Gibt es einen Vorteil für eine dauerhafte Ernährungsform oder Diät?

    Anwort:
    Grundsätzlich ist belegt, dass man mit jeder Art von Diät abnehmen kann. Es setzt sich jedoch mehr und mehr die (eigentlich banale) Erkenntnis durch, dass es nicht das Gewicht alleine ist, welches über den Erfolg einer Diät entscheidet, sondern der Anteil der reduzierten Körperkompartimente, wobei es mit etablierten Methoden gelingt zu differenzieren zwischen Magermasse (Muskulatur, Bindegewebe etc.), Fettmasse und Körperwasser.


    Idealerweise wird im Rahmen einer Diät v.a. Fett reduziert und die wichtige Magermasse erhalten. Proteinreiche Diäten sind diesbezüglich anderen überlegen und werden nur von proteinreicher Ernährung in Kombination mit Bewegung bzw. Sport in der Effektivität übertroffen.

    Eine gezielte Diät mittels eines formulierten Pulvers (Formula Diät) kann dabei vielfältige metabolische Vorteile haben, welche sich in einer stärkeren Gewichtsreduktion, stärkeren Verbesserung von Blutlipidwerten und CRP und auch in einer grösseren Dosisreduktion von Medikamenten zeigt.

  4. Gibt es eine Ernährungs-/Diätform, die sich positiv auf die Blutzuckerspiegel bzw. weitere Stoffwechselparameter auswirkt?

    Anwort:

    Diese Frage ist etwas komplexer zu beantworten, da sich gerade hier die Empfehlungen der Fachgesellschaften unterscheiden bzw. im Umbruch befinden. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt auch bei Diabetikern eine Vollwertige Kost, die sich prinzipiell nicht von den Empfehlungen gesunder unterscheidet (kohlenhydrat- und ballaststoffreich, fettarm und ausgewogen abwechslungsreich). Nur bei Einsatz blutzuckersenkender Medikamente werden zusätzliche Zwischenmahlzeiten und ein recht fester Kohlenhydratanteil zur regelhaften Abschätzung der Wirkung notwendig.

    Will man verstehen, warum gerade eine kohlenhydratreiche Kost bei Diabetikern empfohlen wird, kommt man von physiologisch-biochemischer Seite schnell in Erklärungsnöte. Warum sollte man den Nährstoff betonen, für dessen Ausnutzung die Mangelware Insulin benötigt wird und die Blutzuckerspiegel in die Höhe treibt? Will man sich nicht in Allgemeinweisheiten verlieren, sollte hierzu die Studienlage betrachtet werden. Eine Cochrane-Analyse für Diätempfehlungen für Typ 2 Diabetiker ergab insgesamt eine eher maue Studienqualität.

    Werden Proteine – die sich aus Aminosäuren zusammensetzen - eingesetzt, kommt es zu einer Stabilisierung der Blutzuckerspiegel über die Bereitstellung sogenannter glukogener Aminosäuren, also solcher Aminosäuren, die in Zucker umgewandelt werden können.

    Außerdem kommt es zu einer Herstellung von Ketonkörpern, die auch ohne Insulin die Energieversorgung der von Zucker abhängigen Gewebe (v.a. Gehirn und rote Blutkörperchen) sicherstellen. Nach neueren Studien resultiert daher eine kohlenhydratarme, proteinreiche Kost im Vergleich zu der bislang empfohlenen Standardkost in einer verbesserten Stoffwechsellage mit bis um 40% niedrigeren Blutzuckerprofilen und einer verbesserten Hba1c-Absenkung.

    Außerdem kann im Rahmen einer Diät mithilfe einer proteinreichen Kost wie unter Punkt 3 dargestellt v.a. Fettgewebe reduziert werden, so dass die Insulinresistenz bei Typ2 Diabetikern durchbrochen werden kann. Dies hat zur Folge, dass hierdurch ggf. Medikamente oder Insulin eingespart werden kann, bei starker Gewichtsreduktion kann mitunter sogar ganz auf die Medikamente verzichtet werden.

    Auch bereits ganz zu Beginn hat eine proteinreiche Ernährung zur Folge, dass bei gleicher Energiezufuhr über die Nahrung, bei proteinreicher Ernährung, weniger Insulin zum Erhalt eines Stoffwechselgleichgewichtes benötigt wird. Dies bemerkt der Patient auch sofort in verbesserten Blutzuckerwerten bzw. verringerter Medikamentendosierung.

    Eine weitere Erkenntnis ist, dass Nahrungsmittel mit niedrigem glykämischen Index eine dauerhafte Reduktion des postprandialen Blutzuckers ermöglichen und daher vorteilhaft sind. Ratgeber zu diesem Thema finden sich unter dem Oberbegriff LOGI-Kost.

Wussten Sie schon: 

Der Hinweis auf Lebensmitteln „Für Diabetiker geeignet“ geht im Allgemeinen mit einem erhöhten Fettgehalt der Lebensmittel einher, der „Diabetiker – Zucker“ Fructose liefert weder bei der Unterzuckerung Vorteile noch bei der sonstigen Stoffwechseleinstellung, im Gegenteil wird Fructose sogar noch eher in Fett verstoffwechselt als andere Zuckerarten.

Quellen:

Joslin Clinic Nutition Guidline for Overweight and Obese Adults with Type 2 Diabetes 2005

Expertenkreis Diabetologie : Positionspapier Diabetes ; Prof. Dr. Hellmut Mehnert, Prof. Dr. Hermann Liebermiester (Deutsche Diabetes Union)

Am J Clin Nutr. 2008 Jan;87(1):114-25. Wolever TM, Gibbs AL, Mehling C, Chiasson JL, Connelly PW, Josse RG, Leiter LA, Maheux P, Rabasa-Lhoret R, Rodger NW, Ryan EA: The Canadian Trial of Carbohydrates in Diabetes (CCD), a 1-y controlled trial of low-glycemic-index dietary carbohydrate in type 2 diabetes: no effect on glycated hemoglobin but reduction in C-reactive protein.

Eur J Clin Nutr. 2005 Mar;59(3):411-8. Li Z, Hong K, Saltsman P, DeShields S, Bellman M, Thames G, Liu Y, Wang HJ, Elashoff R, Heber D. Long-term efficacy of soy-based meal replacements vs an individualized diet plan in obese type II DM patients: relative effects on weight loss, metabolic parameters, and C-reactive protein.

 

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